Thomas Mann an Gerhard Loose
- Zeitraum
- Freitag, 5. Dezember 1941
- Datierung
- 5.12.1941
- Empfänger:in
- Ort
Zusammenfassung
Dankt für L.s Manuskript einer Arbeit über das Problem des Verfalls in seinen Schriften. Findet die Arbeit sehr umsichtig, soweit sie die Stellen in seinen Büchern, die zu diesem ihn zeitweise so faszinierenden Phänomen in Beziehung stehen, zusammengestellt habe. Vermisst in dieser Abhandlung aber die positive Wertung, die zuletzt der sogenannte Verfall bei ihm findet, und weist auf den ›Zauberberg‹ hin, wo Hans Castorp zu Clavdia Chauchat von den zwei Wegen spricht, die zum Leben führen. – Kann wegen der angehäuften Arbeit nach der lecture tour nicht auf die weiteren Fragen L.s ausführlich eingehen: Seine Stellung zur Romantik sei von Käte Hamburger sehr intelligent abgehandelt worden. – Dacqués erstes Buch über Vorweltsaga und Menschheit habe auf die Einführung zum Joseph-Roman, ›Die Höllenfahrt‹, eingewirkt. – Schirokauers Kritiken seien immer sehr klug gewesen, wenn sie auch seinen Formwandel in seinen Erzählungen übertrieben hätten. – Ernst Bloch habe in seinem Buch, dessen Manuskript er in der Hand gehabt habe, über den ›Joseph‹-Roman die richtige Bemerkung gemacht, dass »darin der Mythos dem Faschismus aus der Hand genommen und ins Humane ›umfunktioniert‹ [worden sei]«.
