Thomas Mann an Otto Grautoff

Zeitraum
Freitag, 23. April 1897
Datierung
23.4.1897
Empfänger:in
Ort

Zusammenfassung

Dankt für G.’s letzten Brief, aus dem er ersieht, dass G. sich »ein bischen geistige Contenance zu verschaffen gewußt hat«. Ist mit den hygienischen Maßnahmen, zu denen die Ärzte G. geraten haben, nicht einverstanden. Er solle, statt die Nächte aufzusitzen, abends um 10 Uhr ins Bett gehen, um 7 Uhr wieder aufstehen, und das mit Genauigkeit innehalten. – Das ›20. Jahrhundert‹ sei im Jahre 1896 »selig entschlummert, womit er [sein Bruder Heinrich], der das einfältige Blättchen stets mit einigem Widerwillen und nur, um Geld zu verdienen, dirigierte, recht einverstanden ist«. Sein jüngster Bruder geht jetzt zur Schule und schreibt seinem »Ommo« drollige Briefe. Korfiz Holm sitzt in der »S.-Redaktion« und versichert, dass er sich dort sehr wohl befinde. Sein »berühmter Feind« Ludwig Ewers schreibt an einem Blättchen in Dessau und hat ein Feuilleton-Bändchen veröffentlicht: »Höhere Literatur ist es nicht; aber recht liebenswürdig.« Kann jetzt keine Vier-Bogenbriefe mehr schreiben; die »schreibt man doch nur solange einen noch niemand druckt«. Bei dem augenblicklich schönen Wetter gehe er vielleicht in die Campagna hinaus und trinke in einer Osteria einen Wein, »der süß ist wie Malvasier; oder man setzt sich, ist man zu träge, vor ein Café am Corso, trinkt einen Vermouth mit Selters, raucht eine Cigarette, sieht den Menschen zu und ist imstande, sich für 10 Minuten einzureden, das Leben sei eine grundhübsche Sache«.

Erwähnungen

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