Thomas Mann an Kuno Fiedler

Zeitraum
Donnerstag, 4. Juni 1942
Datierung
4.6.1942
Empfänger:in
Ort

Zusammenfassung

Dankt für F.’s ›Pearl Harbor‹-Brief. Versteht, dass die bitteren Lehren, die den USA erteilt wurden, entmutigend waren. Aber sie waren notwendig, um die am Frieden hängende Nation in den Krieg zu bringen, vor dem »die mann-männliche Mörderbande dort drüben zittert«. Stimmt nicht ganz F.’s psychologischem Kommentar zu. Die Amerikaner seien eine »verdammt virile Menschenart«, deren »Männlichkeit durch Demokratie, d.i. durch Christentum, d.i. durch ›Mercy‹, d.i. durch Weibliches bedingt und civilisiert ist«. Die Deutschen »sind im Grunde ein heidnisch-homosexuelles Volk, und wenn sie einen fetten, blonden Mann sehen, so rufen sie: ›Wie deutsch ist er!‹ Ihre stramme erotische Führerhörigkeit ist auch nichts andres.« Begrüßt es, dass das »rückständige« Frankreich jetzt ausfalle und dass es zu einem Frieden von Washington kommen werde. Dies werde nach dem Kriege die Hauptstadt der Welt sein. – Die Zerstörung Kölns durch die R.A.F. bleibe eine schwere ernste Genugtuung für das jahrelang unablässig beleidigte moralische Gefühl. Man müsse aber an Guernica, an Rotterdam denken, um »das Mitleid zu verbeißen«. Die Deutschen müssen jetzt am eigenen Leib erfahren, was sie unter Krieg verstehen. – Der ›Joseph‹ steht im letzten Viertel, arbeitet zur Zeit am Vorwort für die Sammlung seiner politischen Aufsätze von 1923-1942.

Erwähnungen

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