Thomas Mann an Pearl S. Buck
- Zeitraum
- Mittwoch, 30. Dezember 1942
- Datierung
- 30.12.1942
- Empfänger:in
- Ort
Zusammenfassung
Dankt ihr für ihren Brief, den er gerne sofort beantwortet hätte, aber er sei durch die Festtage und eine kleine dringende Arbeit davon abgehalten worden. Ist ihr für ihre freundliche Warnung und den Rat, den sie ihm gab, dankbar. Freut sich, dass sie seine Worte [auf dem ›Nobel Anniversary Dinner‹ am 10. Dezember in New York] nicht missverstanden habe. Seine Aussage, dass die Amerikanisierung der Welt gut und nützlich für die Welt sei, bedeute durchaus nicht, dass er amerikanische imperialistische Tendenzen unterstütze. Diese Äußerung sei ihm vom Herzen gekommen, von einem Herzen, das unter der moralischen Armut der modernen Welt leide und das sich nach der Herrschaft des Einfachen, Wohlwollenden und Guten sehne. Er habe keine Sympathie für den Typ des Imperialisten und auch keinen Kontakt zu ihm. Wenn dieser Krieg ohne Zweifel Amerika einen Machtzuwachs bringen werde, dann sei die amerikanische Macht immer eine Macht, unter der man leben könne. – Dies alles sage er zu ihr, um diese Passage seiner Rede zu erklären, aber nicht, um sich gänzlich für sie zu entschuldigen. Er werde ihrem Rat folgen und gelegentlich eine öffentliche Erklärung abgeben, um Missverständnissen zu begegnen. Auf jeden Fall sei er ihr für ihre Warnung dankbar. Immer werde er die Worte einer Frau achten, der er so viel Freude an ihrer Kunst und so viel Belehrung über weit entferntes menschliches Leben verdanke.
