Thomas Mann an American Friends of German Freedom, New York
- Zeitraum
- Freitag, 14. Mai 1943
- Datierung
- 14.5.1943
- Empfänger:in
- Ort
Zusammenfassung
Hat mit Vergnügen die von den ›American Friends of German Freedom‹ herausgebrachte Broschüre ›Germany Tomorrow‹ gelesen. Sie enthalte durchaus annehmbare und vernünftige Gedanken zum deutschen Problem, die eigentlich auch in Deutschland bekannt werden sollten. Vielleicht gebe es die Möglichkeit, sie in größerer Anzahl über Deutschland abzuwerfen. Ein schwacher Punkt im Programm betreffe den europäischen Staatenbund: die Deutschen bereiten ihn vor, indem sie die anderen europäischen Nationen durch Aushungerung und Dezimierung schwächen. Das Programm müsse durch Walter Lippmanns Ideen ergänzt werden, die dieser in seiner Artikelserie zum Ausdruck bringe. Die deutsche Wirtschaft müsse daran gehindert werden, als Werkzeug des deutschen Imperialismus zu dienen. Die Regierungen der Vereinten Nationen müßten zu der Einsicht gebracht werden, dass der wirkliche Feind nicht die Nazi-Partei sei, sondern die herrschende Klasse, das heißt die Verbindung der Militärkaste mit dem feudalen Grundbesitz und der Schwerindustrie. Diese Macht zu zerschlagen, muß das Hauptziel einer deutschen Revolution sein, die hoffentlich nicht von den Alliierten verhindert werde.
