Thomas Mann an Agnes E. Meyer

Zeitraum
Montag, 9. August 1943
Datierung
9.8.1943
Empfänger:in
Ort

Zusammenfassung

Hatte lang nichts von ihr gehört; nahm an, sie sorge sich um ihren Sohn, der in Italien eingesetzt ist. – Der kämpferische Einsatz der deutschen Soldaten, die für ihr Vaterland wie die Löwen kämpften, sei in seinen Augen sinnlos; er hielte es für richtiger, wenn die besetzten Gebiete geräumt würden und man durch einen »Strike« des Volksheeres den Krieg beendete. Berichtet, er habe die Bewegung einer Gruppe deutscher, [in Kalifornien lebender] Schriftsteller aufgehalten, die in einer amerikanischen Presseerklärung die Kundgebung aus Moskau [Manifest des Nationalkomitees ›Freies Deutschland‹], man müsse zwischen Hitler und Deutschland unterscheiden, begrüßen wollten. Hält die Kundgebung für einen russischen politischen Schachzug; außerdem habe ihm die Zusammensetzung des Komitees, einige Kriegsgefangene und eine Anzahl deutscher kommunistischer Emigranten, nicht gefallen. Es komme den deutschen Emigranten nach seiner Ansicht nicht zu, Amerika wegen der Behandlung Deutschlands nach dem Kriege Ratschläge zu geben. Er sei nicht damit einverstanden, wenn deutsche Linkssozialisten in einer Art »von patriotischer Mode« darauf bestünden, dass Deutschland nichts geschehen dürfe. »Natürlich ist zu wünschen, dass nicht irreparable, die Zukunft belastende Torheiten begangen werden. Aber rein moralisch und pädagogisch gesehen, können der Fall und die Buße gar nicht tief genug sein.« [s. Br. an Paul Hagen v. 6.8.1943 / Reg. 43/181]. – Golo tritt nunmehr ins Heer ein; Klaus ist noch nicht eingesetzt, da er immer noch »investigiert« wird, ob er nicht doch Kommunist sei. Erika ist im Offiziersrang als Kriegskorrespondentin in Ägypten tätig. Er selbst leidet nach den ersten 70 Seiten des neuen Romans an »einem bösen Müdigkeitsrückschlag« und setzt aus, um den Vortrag für die Herbsttournee vorzubereiten. Will sich mit Archibald MacLeish darüber verständigen, ob er seinen Vortrag an der ›Library of Congress‹ auch auf der Vortragsreise halten kann. Andernfalls müsse er auf Washington verzichten. Bittet M., alle Zwistigkeiten, die zwischen ihnen entstanden seien, zu vergessen.

Erwähnungen

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