Thomas Mann an unbekannt

Zeitraum
Samstag, 1. Januar 1944
Datierung
ohne Datum [1944]
Empfänger:in
Ort

Zusammenfassung

Äußert sich über die Zukunft Deutschlands, die er keineswegs als hoffnungslos einschätzt. Die Feinde Deutschlands sollten keine Rachegedanken aufkommen lassen, vielmehr könne gerade aus all dem Greuel und Leiden heraus die Menschheit zu neuer sozialer Reife und zu Größe finden. Eine Erziehung im Sinne von Hitlers Gedankengut hätte unter allen Völkern der Welt ähnliche Folgen gezeitigt, der Faschismus sei eine Krankheit der Zeit, deren Erreger überall aktiv gewesen seien; Selbstgerechtigkeit sei fehl am Platze. [Auf die Frage, weshalb neben Italien gerade Deutschland so empfänglich gewesen sei, geht er hier allerdings nicht ein.] Nicht nur der Glaube an »imbezile« Lehren ließen die Deutschen den Krieg weiterführen, sondern auch die Furcht vor den Auswirkungen einer Niederlage. Die Deutschen würden lange unter dem Hass ihrer jetzigen Feinde zu leiden haben, doch es erwachse ihnen jetzt die Chance, ihr Haus von Grund auf von den Trümmern zu reinigen und neu aufzubauen. Nie wieder würde dergleichen Abscheuliches auch nur ansatzweise geduldet, vielmehr werde Deutschland, seiner vielen Begabungen eingedenk, einen gänzlich entgegengesetzten Weg einschlagen. Traditionen, die ein jämmerliches Dasein fristeten, obschon sie nicht minder »national« seien, würden wieder ans Licht kommen: spontane Weltoffenheit etwa und universelles Denken, die den Deutschen in früheren Zeiten Sympathie und Bewunderung der zivilisierten Welt eingetragen hätten.

Erwähnungen

Hinweis: der Eintrag befindet sich in Prüfung. Haben Sie Korrekturen oder Ergänzungsvorschläge?