Thomas Mann an Redaktion ›La Revue‹, Paris
- Zeitraum
- Freitag, 1. Dezember 1911
- Datierung
- ohne Datum [vor 1.12.1911]
- Empfänger:in
- Ort
Zusammenfassung
Das Wort Humor bezeichne eigentlich das Feuchte im Gegensatz zum Trockenen. Damit tue man ihm viel Ehre an, denn er könne »Werke von allgemeiner Menschlichkeit und einer seltenen Tiefe der Wahrheit« hervorbringen: Werke allgemeiner Menschlichkeit, wie die der englischen Humoristen des 18. Jahrhunderts. Der lateinische Geist beachte strenger die Form, so könne sich bei den romanischen Völkern der Humor nicht so reich entfalten. Daher komme es, dass im Lande Voltaires, Renans und Anatol Frances‹ er sich in Ironie verwandle. Der moderne Humor, der sich in der Form nicht gehen lassen könne, sei eine Art optimistischer und hellsichtiger Ironie. Der französische Geist werde in Zukunft einen großen Anteil an der Entwicklung eines tieferen Humors haben.
