Thomas Mann an Agnes E. Meyer
- Zeitraum
- Mittwoch, 8. März 1944
- Datierung
- 8.3.1944
- Empfänger:in
- Ort
Zusammenfassung
Dankt M. für eine Sendung Bücher durch Brentano’s Buchhandlung; geht ausführlich auf die Studie ›Civilization and Disease‹ und besonders auf Jacques Barzuns ›Romanticism‹ ein, dessen Wissenschaftlichkeit und Informiertheit er nicht anzweifelt, dem er aber vorwirft, dass er von der eigentlichen Romantik nichts versteht: »Wenn Nietzsche nicht so peinlich trunkene (intoxicated!) Wege gegangen wäre! Der wußte etwas von Romantik und hat sie im Geist überwunden.« – Nimmt ferner Stellung zu einem Artikel von Winkler in der ›Washington Post‹, mit dem er eher übereinstimmt als mit den Äußerungen vieler deutscher Emigranten, die ein »patriotischer Raptus« erfasst habe und die »ein unbeschädigtes, mächtiges Deutschland« nach dem Kriege erwarteten. Sieht mindestens den Verlust einer Provinz, nämlich Ostpreußens, voraus. Wehrt sich gegen das übereilte Gerede von »What to do with Germany, Re-education etc.« – Hat ihr das Buch der ›Ten Commandments‹ nicht geschickt, da es im Ganzen nicht gut sei und er sie seinen Beitrag auf deutsch lesen lassen wolle, der als deutscher Sonderdruck wie ›Thamar‹ erscheinen soll. – Wurde anlässlich eines Besuches von Alfred A. Knopf von dessen vielfältigen Plänen unterrichtet: einer neuen einbändigen Ausgabe von ›Joseph in Egypt‹, dem Neudruck des ›Magic Mountain‹, einer Gesamtausgabe des Joseph-Romans in zwei Bänden. – Soeben habe sich ein Herr von MGM nach den Verfilmungsrechten der Josephsgeschichte erkundigt. »Ein heilsamer Choc« nach diesem »amerikanischen Prosperity- und Dollar-Rausch« sei dann das Eintreffen von Hesses Spätwerk ›Das Glasperlenspiel‹ gewesen, das durch die Rolle, die die Musik darin spiele, »eine unheimliche, geisterhaft brüderliche Verwandtschaft mit meiner eigenen gegenwärtigen Schreiberei [hat]«. – Meldet die Geburt seiner Enkelin Dominica. – Im Livingroom werde soeben ein Klavier aufgestellt, »ein epochaler Fortschritt«.
