Thomas Mann an Oskar Seidlin [Pseudonym für Oskar Koplowitz]
- Zeitraum
- Freitag, 23. Juni 1944
- Empfänger:in
- Ort
Zusammenfassung
Dankt für S.s Aufsatz ›Thomas Mann and Democracy‹, worin er mit gewinnender Einsicht über die ›Betrachtungen‹ spricht. »In gewisser Weise wird das Buch mir immer lieb bleiben, nicht nur, weil ohne diese blutig ernste Vorübung das Spiel des ›Zauberberg‹ kaum möglich gewesen wäre, sondern auch, weil über ›Tugend‹ und ›Wahrheitsbesitzertum‹ manches darin steht, was noch heute nach meinem Sinn ist. Mit dem niederträchtigen Unsinn, der dann Deutschland in seinen Bann zog, hatte mein politisch-antipolitisches Sinnieren nie etwas zu tun, was auch die Kaffern, die damit zu tun hatten, sehr wohl fühlten.« Fragt sich, wie das unglückselige Volk aus dem »Bankrott« herausfinden wird; kann sich eine deutsche Zukunft gar nicht vorstellen.
