Thomas Mann an Annette Kolb

Zeitraum
Sonntag, 6. August 1944
Datierung
6.8.1944
Empfänger:in
Ort

Zusammenfassung

Dankt für ihren ausführlichen Brief mit »mille choses« über den vierten Joseph-Band. Ist neugierig, wie sich das Ganze jetzt in einer zweibändigen Ausgabe machen wird, wie Alfred A. Knopf sie plant, oder gar, wie es sich, so zusammengefasst, auf deutsch repräsentieren würde. Empfindet eine »nah-entfernte Nachbarschaft« mit James Joyce, da seine Erzählung versucht, möglichst viele Grundformen des Menschlichen zu erfassen, wie der Ire es mit untraditionellen Mitteln getan hat. Hält es im Augenblick für müßig, über den Krieg zu sprechen; der Vier-Mächte-Bund, den der Faschismus zu verwirklichen gesucht hatte, sei nun zusammen mit Russland geschlossen worden. Nun werde es einen Machtfrieden geben, an dem Deutschland nicht teilhaben werde. Es müsse verkleinert werden, man müsse verhindern, dass es ein deutsches Europa gebe statt eines europäischen Deutschlands. Erzählt von dem Leben der Kinder und Enkel aus San Francisco, besonders von dem vierjährigen Frido, für den er viel zeichnen und dem er Geschichten erzählen müsse. Klaus liege in der Gegend von Livorno, klagt über die Fliegen, den Anblick der zerschossenen altersschönen Orte und sogar über das schlechte Essen und den Mangel an Zigaretten. Er sei optimistisch: im Oktober werde alles zu Ende sein.

Erwähnungen

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