Thomas Mann an Gustav Müller, University of Oklahoma, Norman, OK

Zeitraum
Dienstag, 26. Dezember 1944
Datierung
26.12.1944
Empfänger:in
Ort

Zusammenfassung

Dankt für M.s ›Reflections on Lotte in Weimar‹ und ›What is Man?‹. Hofft, dass der wichtige Aufsatz über den Goethe-Roman bald im Druck erscheint. Freut sich über M.s Hinweis auf Gedanken im »Riemer-Kapitel«, worauf ihn einer seiner Söhne »der gelehrte Doktor der Philosophie aus Heidelberg« schon aufmerksam gemacht habe. Er sei zwar kein wirklicher Kenner Hegels, aber für ihn gelte wohl auch, was Goethe einmal zu Eckermann über Kant sagte: Er brauche ihn nicht gelesen zu haben und kenne ihn doch, denn er atme ihn einfach mit der deutschen Luft ein. – Die »overdose of Freudian morbidity« müsse er leugnen. Das eigentlich Psychologische habe er vermieden, soweit nicht analytische Elemente in Goethe selbst vorhanden waren, wie ja auch schon in Schopenhauer, Dostojewski und anderen. Die anachronistische Hitler-Anspielung habe er sich gegönnt – bei chronologischer Unstatthaftigkeit. Dass dadurch drei Seiten verdorben seien, sei zu viel gesagt. »Es handelt sich nicht einmal um einen Satz, sondern um einen halben nur, ja nur um ein Wort.«

Erwähnungen

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