Thomas Mann an Agnes E. Meyer

Freut sich auf das Wiedersehen. Dankt ihr für den Artikel aus der ›Washington Post‹, in dem sie sich zur deutschen Niederlage äußert: »Wir sind jetzt in die Rolle des Richters gedrängt, die Macht zu richten ist uns zugefallen, und wir sollen sie gewiß nicht zaghaft üben. Aber auch nicht in Selbstgerechtigkeit. Daß Sie diese dämpfen und, unbequem sicher für viele, die eigene Unzulänglichkeit in Erinnerung bringen, ist eine gute, tapfere Tat. Es ist die Form der ›Großmut‹, die uns einzig erlaubt ist.« Hatte wegen der politischen Ereignisse viel Arbeit für das O.W.I. [Office of War Information] zu tun: Artikel und Broadcasts zu schreiben. »Adrian, bei Schweigestills eingezogen, mußte warten.« Fährt mit seiner Frau und Erika am 24. Mai aus Pacific Palisades ab, sie verbringen einen Tag in Chicago und kommen am Vorabend des Vortrags in Washington an. Erika will »den Tag« noch mit den Eltern verbringen und dann nach München fahren. »Was für Tage sind dies! Es war alles anticipiert, aber als Gegenwart und Wirklichkeit erschüttert es einen doch in allen Tiefen. Nemesis und jüngstes Gericht.«