Thomas Mann an Ida Boy-Ed

Zeitraum
Montag, 24. März 1913
Datierung
24.3.1913
Empfänger:in
Ort

Zusammenfassung

Was ihre Stellung zum ›Tod in Venedig‹ angehe, so gebe er ihr von ihrem Standpunkt aus völlig recht. »Eine Nation, in der eine solche Novelle nicht nur geschrieben, sondern gewissermaßen akklamiert werden kann, hat vielleicht einen Krieg nötig.« Es laufe schließlich alles auf die Frage hinaus: Kultur oder Tüchtigkeit. Es komme auf das Stoffliche in der Kunst nicht mehr an, denn die Kunst selbst sei suspekt. Er widerspricht ihrer Meinung, dass Schönheit mit Moral Hand in Hand gehen muss. Trotzdem sei seine Geschichte moralisch. Hofft, dass ihr bei erneuter Beschäftigung mit dem Buch »dieser Zug, diese innere Haltung« deutlicher werde. – Spricht von ihrem gemeinsamen Landsmann, Fritz Behn, der sich bei ihm über die Zurücksetzung und Vernachlässigung vonseiten Lübecks beklagt hat. Schrieb, da er Behns Arbeit aufrichtig schätze, einen Artikel, der gewisse Unschönheiten Lübecks kritisiere. Fragt sie, ob der Artikel besser in die ›Lübeckischen Blätter‹ oder in die ›Eisenbahn-Zeitung‹ passe. Ist ein wenig gekränkt, dass sie ihm in München keine Gelegenheit zu einem Wiedersehen gibt. Sie bauten jetzt vor der Stadt und würden ihr Landhaus verkaufen. »Dann fahren wir im Sommer mit den Kindern an die Ostsee und machen Ihnen in Lübeck unsere Aufwartung.«

Erwähnungen

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