Thomas Mann an Agnes E. Meyer
- Zeitraum
- Donnerstag, 24. Januar 1946
- Empfänger:in
- Ort
Zusammenfassung
Die Arbeit an dem Roman, »den in seiner Vielschichtigkeit und komplizierten Thematik zusammenzuhalten eine Kraftanstrengung ist«, entspricht nicht seinen physischen Kräften; hustet viel, ist »oft befremdend müde«, bei einer Röntgenaufnahme hat man eine Stelle gefunden, »die auf einen Prozeß hindeutet«, steht unter ärztlicher Kontrolle und wird mit Vitaminkapseln behandelt. Ist über die Lage in Deutschland entsetzt, glaubt nicht an einen Erfolg der ›re-education‹ und stimmt H. Hesse zu, der ihm schrieb: »Politisch hat dort niemand etwas gelernt...« [s. Br. v. 15.12.1945 an Thomas Mann]. Erhielt eine Einladung der Universität Uppsala, dort im Mai einen Festvortrag zu halten; aber eine damit verbundene Europareise wäre noch verfrüht. Ist angetan von einem Aufsatz Prof. Albert Guérards über seine ›Betrachtungen eines Unpolitischen‹. »Von der inneren Entwicklung Amerikas, ob sie nach der faschistischen Seite oder nach der eines vernünftigen Sozialismus geht, hängt die Zukunft der Welt, der Friede, vielleicht das Überleben der Menschheit ab. Offen gestanden halte ich das Monopolkapital jedes Verbrechens für fähig.«
