Thomas Mann an Willy Sternfeld
- Zeitraum
- Mittwoch, 11. Dezember 1946
- Datierung
- 11.12.1946
- Empfänger:in
- Ort
Zusammenfassung
Dankt für S.’s Mitteilungen und die Zusendung von Stimmen aus Deutschland, die den Eindruck bestätigen, den er aus an ihn gerichteten Briefen gewonnen hat, dass in Kreisen der deutschen Jugend ein Bedürfnis nach Wiederanschluß an die Welt besteht. Freut sich, dass der Londoner PEN-Club den deutschen Schriftstellern eine Möglichkeit dazu zeigt. Es sei allerdings bei der Auswahl Vorsicht geboten; so habe Werner Bergengruen den Namen W.E. Süskind genannt, einen ihm wohlbekannten Schriftsteller und ehemaligen Freund seiner Kinder, der sich in den ersten Jahren des Dritten Reiches recht fragwürdig benommen hat. Auf dessen Brief an ihn habe er zwar freundlich geantwortet [Br. an W. E. Süskind, nicht erm.]; wollte mit dieser Warnung auch nicht etwa raten, Süskind abzulehnen. Alfred Kerr ist nach S.’s Mitteilung wegen seines hohen Alters nicht wieder zum Vorsitzenden des PEN-Clubs deutscher Autoren im Ausland gewählt und mit dem Titel eines Altpräsidenten geehrt worden. Er hätte für dessen jahrelange Tätigkeit für die deutsche PEN-Gruppe den Titel eines Ehrenpräsidenten für richtiger gefunden statt diesen Titel ihm zu übertragen, der praktisch eigentlich nichts habe tun können.
