Thomas Mann an Joe Gassner [Psd. für Karl Jakob Hirsch]
- Zeitraum
- Samstag, 4. Januar 1947
- Datierung
- 4.1.1947
- Empfänger:in
- Ort
Zusammenfassung
Dankt für G.’s Autobiographie, die er als »die Geschichte eines Herzens, einer Seele« empfindet, deren Resultate er menschlich billige, aber woran er nicht teil habe. Er sei »Zögling des deutschen Protestantismus und einer humanistischen Säkularisierung des Religiösen«. Sein Weltverhalten habe statt des Glaubens »Standhaftigkeit – Güte – auch Demut vor dem Geheimnis« zu bieten, was wohl für die Mehrzahl der Menschen kein rechter Ersatz sei. Verweist auf den großen Erfolg von Franz Werfels ›Bernardette‹, den dieser Roman seinen katholischen Zügen und dem Bedürfnis der Massen nach dem Wunder verdanke, obwohl W.’s nachgelassener Roman ›Stern der Ungeborenen‹ ein viel religiöseres Buch sei, das aber keinen Erfolg gehabt habe.
