Thomas Mann an Félix Bertaux

Zeitraum
Sonntag, 12. Januar 1947
Empfänger:in
Ort

Zusammenfassung

Dankt für die Zusendung von André Gides ›Thésée‹ mit B.’s beiliegender Besprechung. – Zu den Zumutungen, die man ihm aufbürde: er sei »während Hitlers Grandeur et Décadence« zu alt geworden, um noch einmal sein Leben umzustürzen und auf eine neue Basis zu stellen. Das Entscheidende sei außerdem, dass er zu dem Deutschland, das aus dem zweiten Weltkrieg kam, kein rechtes Vertrauen habe. Der deutsche Geisteszustand sei ihm ziemlich genau bekannt, »und wie erklärlich er nun sein möge, jedenfalls schaudere ich vor seinem Anhauch zurück«. Er habe nicht den Eindruck, dass die Deutschen etwas gelernt oder vergessen hätten: Nationalsozialismus, Antisemitismus, ein närrischer Faschismus blühten, und unter den schreibenden Menschen, besonders der Jugend, grassiere eine Art von Nihilismus. Daher schrecke er vor einem Besuch in Deutschland zurück, der kaum zu vermeiden sei, wenn er die Europareise macht, auf die der belgische Agent insistiert. – Die Verlagsverhältnisse in Frankreich seien recht verworren: Fayard und Kra ließen nichts von sich hören, ein französisch-schweizerischer Verlag Mermod wolle eine bibliophile 'Tod in Venedig‹-Ausgabe veranstalten, er selbst wisse nicht Bescheid, ob die Vertragsrechte noch gelten. Würde sich freuen, wenn B.’s Übersetzung des ›Tod in Venedig‹ wieder erschiene. Die 'Doktor Faustus‹-Rechte habe, der Verlag Albin Michel erworben; der Roman sei aber noch nirgends erschienen, er schreibe an den letzten Kapiteln. – Berichtet von Golo, dass er in New York einen Regierungsauftrag übernommen habe; im Herbst aber an ein College in der Nähe gegen werde, so dass er das Wochenende zu Hause verbringen könnte; »ein für ins sehr erfreuliches Arrangement«.

Erwähnungen

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