Thomas Mann an Viktor Mann

Schreibt diesen Brief auf englisch, da sein Sekretär nur diese Sprache versteht. Dies habe auch den Vorteil, dass die Betreffenden, die mit der folgenden Angelegenheit befaßt sind, den Brief ohne Schwierigkeiten lesen können. – Hat gehört, dass Viktor und seine Frau ihre kleine Wohnung in der Habsburgerstraße in München mit großen Kosten und vieler Mühe wieder hergestellt haben, nachdem sie durch Bomben schwer beschädigt worden war. Hörte ferner, dass sie im Frühjahr 1945 zwei ihrer vier Zimmer wegen der Wohnungsnot geräumt und vermietet hätten. – Die amerikanischen Behörden werden gezwungen sein, eine größere Anzahl von Wohnungen für die Familien ihrer Streitkräfte zu requirieren. Hofft, dass diese Maßnahmen sich nicht auf die letzten beiden Räume erstrecken werden, in denen sie den verbleibenden Familienbesitz, Möbel, Bilder, Teppiche, Silber, Porzellan und Leinenzeug aufbewahrten. Sie bilden das Familienerbe, das seit Jahrhunderten gesammelt wurde. Er selbst schätze diese Dinge, die außerdem einen gewissen Museumswert besäßen. Diese Umstände möchte er denen zur Kenntnis geben, denen Viktor den Brief zur Durchsicht zeigen könne [s. Br. an V.M. v. 22.1.47]. – Seine Frau und er haben die Absicht, sie im Mai oder Juni zu besuchen, und es wäre dann zu traurig, wenn sie ihren Bruder und die Schwägerin ohne Heim und aller alten Habe verlustig antreffen müßten.