Thomas Mann an Kurt Ludwig Joos

Period
Friday, December 2nd, 1949
Date
2.12.1949
Recipient
Place

Summary

Denkt nicht daran, auf J.’s Brief öffentlich zu antworten, denn in politischen Äußerungen sei er so sparsam wie möglich; privatim möchte er ihm danken, weil es ihm gegen die Natur gehe, einem jungen Menschen, der sich offenbar in gutwilliger Weise an ihn wende, schweigend abzuweisen. Gibt zu, dass er den Brief an den schwedischen Journalisten nicht hätte schreiben brauchen, dass dieser Brief völlig überflüssig sei und dass er damit der Dummheit und Frechheit der deutschen Presse einen fetten Bissen hingeworfen habe, an dem sie sich’s wohl sein lasse. Der Haß auf ihn in Deutschland sei nur ein Symptom für den verhängnisvollen Lauf, den die Dinge hier wieder nähmen, und zwar weit schneller als nach 1918. Er habe sich wiederholt und ausdrücklich vom russischen Kommunismus und seinen Methoden distanziert; wohl habe er hinzugefügt, dass die Welt von morgen ohne kommunistische Züge nicht mehr vorzustellen sei. Auf J.’s Vorhaltung, dass es nicht genüge, wenn die Deutschen zu ihm kämen, dass auch er zu ihnen kommen müsse, könne er nur antworten, dass er ja nach Deutschland gekommen sei und das klärende und versöhnende Wort gesprochen habe: »Die Antwort war eine Katzenmusik.« Er wisse, und jede Post lehre es ihn, dass er Freunde in Deutschland habe, aber es seien die einzelnen, in denen das wahre Deutschland lebe, die diesem Land jedoch nie sein Gesicht geben könnten, auf die es aber, »in höherem Sinne«, ankomme. Gerne zähle er J. zu ihnen.

Mentions

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